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Verkehrssektor im Wandel

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„Verkehrssektor im Wandel – Auswirkungen auf die Automobilzuliefererbranchen und ihre Beschäftigten“

In einem Workshop, der zusammen mit Abteilung Industriepolitik der IGBCE durchgeführt würde, sind die folgende Fragestellungen diskutiert worden: Was bedeutet die Entwicklung hin zu einen treibhausgasneutraler Verkehrssektor für die deutschen Produktionsstandorte? Themen wie „inneneuropäische Wettbewerb in Autozuliefersektoren“, „Möglichkeiten der Elektromobilität“ und „die Rolle alternative Kraftstoffe“ wurden mit Betriebsräten aus den betroffenen IGBCE-Branchen diskutiert.

Aus dem Programm

Dr. Martin Schwarz-Kocher von der IMU Institut GmbH, betonte in seinem Vortrag dass die Autozulieferindustrie bereits ca. 80 Prozent der Wertschöpfung des Automotive-Bereichs übernommen hat. Das heißt die Teilbereiche des Zuliefersegments sind als eigenständige Akteure mit spezifischen Herausforderungen und strategischen Handlungskompetenzen zu verstehen. Beispielsweise können Standortverschiebungen der letzten 15 Jahre nach Osteuropa als unternehmensinternen Strukturwandel aus dem ein europäisches Hochqualitätsproduktionsnetzwerk hervorgegangen ist gedeutet werden. Deutsche Produktionsstandorte bleiben aber, auf Grund hoher Innovationsfähigkeit, starke Innovationsinfrastrukturen, räumliche Nähe zu den OEM und relativ guten Zugang an gut ausgebildete Fachkräfte Wettbewerbsfähig.

Stefan Sündermann vom Institut für angewandte Materialforschung Bremen, verdeutlichte in seinem Vortrag dass Elektromobilität mehr als der Austausch eines Antriebsstrangs im Fahrzeug ist. Vielmehr handelt es sich um einen tief greifenden Veränderungsprozess. Entscheidende Erfolgskomponenten sind der Aufbau der entsprechenden Ladeinfrastruktur, das Konsumentenverhalten sowie natürlich entsprechende Fahrzeugkonzepte. Anhand verschiedener Antriebs- und Fahrzeugsysteme verdeutlichte Sündermann, dass aktuell noch kein optimales Konzept der E-Mobilität erkennbar sei.

Für den Durchbruch der E-Mobilität wird zumindest in den Industrieländern eine verbesserte Batterietechnik wesentlich sein. 19 Fraunhofer Institute haben sich im Mai 2017 zur Batterieallianz zusammengeschlossen. Trotz der bereits erheblich gesunkenen Batteriepreise wird mit weiteren Kostenreduktionen und Wirkungsgradverbesserungen gerechnet. Prognostiziert wird, dass in spätestens einem Jahrzehnt die Energie- und Leistungsdichte einschließlich der Sicherheit von Festkörperzellen-Batterien deutlich verbessert und gleichzeitig der Preis weiter gesunken sein werden.

Prof. Dr. Christian Küchen vom Mineralwirtschaftsverband (MWV) betonte dass der Pariser Vertrag 2015 insbesondere die Mineralölbranche vor die Herausforderung, emissionsmindernde Lösungen zu entwickeln, stellt.

Trotz immens gestiegenen Verkehrsaufkommens konnte der Treibhausgasausstoß in Deutschland im Verkehr in etwa konstant gehalten werden. Diese Entwicklung wertete Küchen als Erfolg. Der 2016 entwickelte Klimaschutzplan sieht im Verkehrsbereich indes Verringerungen der Treibhausgase bis 2030 in Höhe von rund 40 % vor. Deshalb sind die Innovationsanstrengungen auch der Mineralölunternehmen zu verstärken.

Die Mengen Treibstoffe aus Biomasse werden aller Voraussicht laut Küchen nicht ausreichen, um die Emissionsminderungen zu erreichen. Auch sei die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge derzeit keineswegs emissionsfrei.

Als einen möglichen anderen Entwicklungspfad beschrieb Küchen im Folgenden strombasierte Kohlenwasserstoffe bzw. synthetische Kraftstoffe (Power-to-Liquid). Grundlegendes Prinzip ist es, per erneuerbarer Energieanlagen Strom zu erzeugen, der mittels Elektrolyse oder dem Fischer-Tropsch-Verfahren in Kohlenwasserstoffe umgewandelt wird. Die Vorteile sind, dass einerseits an bestehende Industriestrukturen angekoppelt werden könne. Zudem können im deutschen Maschinen- und Anlagenbau Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. Allerdings ist der Zeithorizont mittelfristiger ausgerichtet.

Da viele öl- und gasbasierte Bereiche noch nicht elektrifiziert werden können, sollte diese Alternative verstärkt in die öffentliche Diskussion getragen werden. Die Variante hat in der öffentlichen Debatte allerdings noch ein Schattendasein.


Veranstalter:  Stiftung Arbeit und Umwelt / IGBCE Abteilung Wirtschafts- und Industriepolitik


 

Datum/Zeit
12. September 2017
10:00 - 15:00 Uhr

Veranstaltungsort
Verkehrssektor im Wandel

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Kontakt: Stiftung Arbeit und Umwelt
Telefon: +49 (0) 30 2787 1373
E-Mail: arbeit-umwelt@igbce.de

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