Literaturtipp:

Rechtsextremismus bekämpfen. Was sagt die Wissenschaft?

Katapult Verlag

Das Foto „Die Frau mit der Handtasche“ des Fotojournalisten Hans Runesson wurde als Bild des Jahres 1985 ausgezeichnet. Aufgenommen wurde es am 13. April 1985 im schwedischen Växjö und zeigt Danuta Danielsson, wie sie einen Neonazi mit ihrer Handtasche schlägt. Der Schlag ging daneben. Rund 30 Jahre später sagte der Sohn Danutas dem schwedischen Radiosender „Sveriges Radio“, dass es seiner Mutter nicht um das Einstehen von Werten oder Zivilcourage ging. Sie war in dem Moment schlicht mit dem Tumult vor Ort überfordert – und holte aus.

Eine Zeichnung dieser Szene ziert das Buchcover von „Rechtsextremismus bekämpfen. Was sagt die Wissenschaft?“ des Verlags Katapult. Und die Wissenschaft hat viel dazu herausgefunden, was das Entstehen von rechtsextremem Gedankengut begünstigt und wie man – gewaltfrei (!) – dagegenhält. Kompakt dargestellt auf 96 Seiten: Jede wissenschaftliche Veröffentlichung wird auf zwei Seiten erklärt. Dabei werden unterschiedliche Fachdisziplinen berücksichtigt: Ökonomie, Psychologie oder Neurowissenschaften und viele weitere.
Im Mittelteil des Buchs wird eine Mega-Studie breit aufgefächert, an der 85 Wissenschaftler:innen beteiligt waren. Untersucht wurden Maßnahmen gegen parteipolitische Feindseligkeit in den USA, die Unterstützung undemokratischer Praktiken und die Befürwortung politischer Gewalt. 25 Maßnahmen haben es in das Buch geschafft.

Das Buch zeigt neben vielen wirksamen Ideen auch: es gibt nicht den einen richtigen Weg oder das eine schlagkräftige Argument gegen Rechtsextremismus. Es ist ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren, die dieses Gedankengut fördern. Ebenso vielschichtig müssen auch das Gegenhalten, der Protest und die Zivilcourage sein. Gewaltfrei – versteht sich. Ideen und Anregungen findet man in diesem Buch.

Und die Protagonist:innen des Fotos?
Danuta Danielsson war die Tochter jüdischer Eltern. Ihre Mutter überlebte das Konzentrationslager. Wenige Jahre nach der Aufnahme des Fotos nahm Danuta sich das Leben. Ihre Identität wurde erst im Jahr 2004 bekannt.
Der Neonazi, der knapp Danutas Handtasche entkam, war militantes Mitglied der Nordiska rikspartiet. Jahre später wurde er für einen Mord an einem homosexuellen jüdischen Mann verurteilt.

 


Rechtsextremismus bekämpfen. Was sagt die Wissenschaft?
vom Katapult Verlag

2024
Klappenbroschur, 96 Seiten
15,00 Euro

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