Wahrheiten und Mehrheiten: Kritik des autoritären Szientismus
Peter Strohschneider legt mit „Wahrheiten und Mehrheiten“ einen Essay über die Spannungen zwischen Wahrheitssuche, demokratischer Willensbildung und öffentlicher Debattenkultur vor. Ausgehend von der Diagnose einer zunehmenden „Entkopplung von Wahrheit und Politik“ analysiert er, wie populistische Kommunikationsformen, digitale Medienökonomien und Polarisierungsdynamiken unsere gemeinsame Wirklichkeitsbasis erodieren lassen.
Besonders überzeugend ist Strohschneiders präzise Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher Wahrheitsproduktion und demokratischen Mehrheitsprozessen – und seine Warnung davor, beide Sphären entweder zu vermischen oder gegeneinander auszuspielen. Seine Argumentation bleibt dabei nie abstrakt: Anschauliche Beispiele aus Gegenwartspolitik und Wissenschaftspolitik machen deutlich, warum eine demokratische Öffentlichkeit auf geteilte Fakten angewiesen ist und wie fragil diese Grundlage geworden ist.
Der Text ist intellektuell dicht, aber zugänglich formuliert und liefert einen wichtigen Beitrag zur Debatte über Postfaktizität, Diskurskompetenz und die Voraussetzungen einer resilienten Demokratie. „Wahrheiten und Mehrheiten“ ist ein nachdenkliches, kluges und hochaktuelles Buch – und eine Einladung, politisches Streiten wieder ernst zu nehmen, ohne die gemeinsame Realität zu verlieren.
Wahrheiten und Mehrheiten: Kritik des autoritären Szientismus
von Peter Strohschneider
C.H. Beck Verlag 2024
Klappenbroschur, 211 Seiten
16,00 Euro

