Diskussionsrunde zur Zukunft des Biotech-Standorts Deutschland

Wie kann sich der Biotech-Standort Deutschland behaupten, wie steht es um seine Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit? Darüber sprach bei einer Online-Diskussion der Stiftung Arbeit und Umwelt unter anderem der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ralf Sikorski.

Die Unternehmen Biontech und Curevac sind aktuell vermutlich nahezu jedem ein Begriff. Die von Ihnen entwickelten Coronaimpfstoffe sind das Mittel, das zur weitgehenden Eindämmung der Pandemie beiträgt und uns bald wieder ein normales Leben ermöglicht. Biontech und Curevac sind die deutschen Aushängeschilder einer Branche, die in den vergangenen Jahren einen starken Aufschwung erlebte: der Biotechnologie. Doch sie steht aktuell vor vielen Herausforderungen, um sich im Industrieland Deutschland weiter positiv entwickeln zu können.

Um diese Herausforderungen, aber auch die Chancen und Möglichkeiten der Biotechnologie genauer zu analysieren, lud die Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE und der Landesbezirk Nordost der IGBCE zur Podiumsdiskussion „Biotech-Standort Deutschland? Entwicklungstrends, Wettbewerbsfähigkeit, Mitbestimmung, Zukunftsfähigkeit“ ein. Neben dem stellvertretenden IG-BCE-Vorsitzenden Ralf Sikorski gaben Ulrich Nußbaum, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie Viola Bronsema, Geschäftsführerin des BIO Deutschland e.V. kurze inhaltliche Input.

Dort gingen die Redner*innen auch auf die Coronapandemie als bestimmendes Thema der vergangenen Monate ein. Ralf Sikorski machte dabei deutlich, dass eine Lehre aus der Pandemie ist: „Miteinander geht es besser als alleine. Wir sind in der Lage, solche Krisen durch Kooperation und Mitbestimmung besser zu gestalten.“ Genau das forderte er auch von den oftmals jungen Unternehmen der Biotechbranche, die insbesondere im Hinblick auf Tarifbindung noch Verbesserungspotential hätten. Das wirkt umso dringlicher, wenn man die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Wirtschaftszweig betrachtet. Die stieg von rund 50.000 in 2010 auf knapp 76.000 in 2019, wie Viola Bronsema als Arbeitgebervertreterin erklärte.

Abbau von Bürokratie und mehr Ausbildungsplätze gefordert

In der anschließenden virtuellen Podiumsdiskussion debattierten Oliver Heinrich (IGBCE-Landesbezirksleiter Nordost), Sandy Richter (Betriebsratsvorsitzende IDT Biologika), Robert Gundlach (Betriebsrat Bayer Berlin) und Ricardo Gent (Geschäftsführer der deutschen Industrievereinigung Biotechnologie) über die aus ihrer Sicht akuten Probleme der Branche. Sandy Richter verwies beispielsweise auf eigene Erfahrungen bei der Beantragung staatlicher Fördergelder. Diese Verfahren seien durch ein hohes Maß an Bürokratie, komplizierte Rechtsvorschriften und eine lange Dauer gekennzeichnet. „Man muss hartnäckig sein, um Erfolg zu haben.“ Doch nicht nur der Staat sollte seine Hausaufgaben erledigen, auch die Unternehmen hätten eine große Verantwortung für eine erfolgreiche Zukunft der Biotechnologie in Deutschland, wie Oliver Heinrich unterstrich. So müsse auch die Zahl der Ausbildungsplätzte deutlich steigen, „um im globalen Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren“.

Die aktuellen Herausforderungen der Branche seien groß, aber durchaus zu bewältigen, darin waren sich alle Teilnehmenden einig. Doch brauche es jetzt, insbesondere von Seiten des Staates, einen deutlichen Schub, damit Leuchttürme wie Biontech und Curevac nicht untergehen, sondern sich an der Spitze einer aufstrebenden Branche behaupten können.

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